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Unser Besuch in der KZ-Gedenkstätte Mittelbau Dora

Unser Besuch in der KZ-Gedenkstätte Mittelbau Dora in Thüringen war sehr emotional. Am meisten haben uns die Tunnel beeindruckt, in denen die Häftlinge Vergeltungswaffen bauen mussten, während sie vom Wachpersonal schikaniert und drangsaliert wurden. Sie mussten schwerste Arbeit leisten und unter unmenschlichen Bedingungen leben. In den ersten sechs Monaten waren die feuchten Tunnel nicht nur Arbeits-, sondern gleichzeitig auch Lebensort, ohne Belüftung, ohne Tageslicht.

Besucht haben wir auch den Friedhof, der anders ist als ein normaler Friedhof. Dort liegen viele Steine an einem Hang, weil die Leichen damals im Krematorium verbrannt wurden und die Asche einfach würdelos dorthin weggeschüttet wurde, wo jetzt die Steine liegen. Es gibt dort auch eine Gedenktafel aus Stein, auf der die verschiedenen Nationalitäten der Häftlinge aufgelistet sind.

Wir durften viel von der Gedenkstätte sehen und hören. Auch im Museum gab es anschauliche Materialien und Berichte von ehemaligen Häftlingen, die die Torturen und Strapazen des NS-Terrors überlebt haben. Trotzdem ist es für die meisten von uns schwierig, sich in die Lage eines Häftlings hineinzuversetzen. Das, was damals passiert ist, war sehr schlimm und sollte nie wieder passieren, gerade auch im Hinblick auf die momentane politische Lage in der Welt. Deshalb ist es für jeden von uns wichtig, etwas darüber zu lernen.

Am beeindruckensten war mit absoluter Sicherheit der Stollen, in dem tausende Häftlinge viele Monate unter den schlimmsten Bedingungen arbeiten mussten. Ausgesucht wurden Häftlinge, die nach viel Kraft aussahen und jung waren, um Schwerstarbeiten zu verrichten, die unmöglich alleine zu bewältigen waren. Sie trugen die meiste Zeit stundenlang Steine, die teilweise so groß waren, wie sie selbst. Und wenn ein Aufseher mitbekam, dass die Häftlinge sich nur die kleinen Steine aussuchten, um nicht so schwer arbeiten zu müssen und Kraft zu sparen, wurden sie dafür mit Schlägen oder Demütigungen bestraft.

Oft kam es auch vor, dass viele oder sogar alle Häftlinge für den Ungehorsam eines Einzelnen bestraft wurden. Durch die schwere körperliche Arbeit, welche der Körper auf Dauer einfach nicht mehr bewältigen konnte, zogen sie sich Wunden an Händen und Füßen zu, die sich entzündeten, da der Schmutz in die Wunden gelangte und diese nicht versorgt wurden. Dies führte zu Krankheiten, an denen viele starben. Ebenfalls litten viele an einer Durchfallkrankheit, aber Toiletten gab es nicht und aus dem engen Raum, in dem sie sich erleichtern konnten, wurden sie von Aufsehern nach wenigen Sekunden vertrieben, damit sie sich dort nicht ausruhten. Tief in dem Stollen, ohne wochenlang das Tageslicht gesehen zu haben, bauten die Häftlinge nach und nach V1 und später V2 Raketen aus ihren Einzelteilen zusammen. Viele Häftlinge versuchten dabei bewusst diese Arbeit zu sabotieren, um die Raketen unbrauchbar zu machen. Wurden Häftlinge bei der Sabotage erwischt oder verdächtigt, mussten sie mit ihrem Leben dafür bezahlen. Schlafen konnten sie so gut wie gar nicht, da es keine Betten gab. Man versorgte nur die Häftlinge, die wichtig für das korrekte Funktionieren der Raketen waren, etwas besser. Alle anderen lagen auf Stroh, eng aneinandergereiht und wenn sie einmal aufstehen mussten, war es so gut wie unmöglich, sich seinen Platz auf dem Stroh wieder zurück zu erkämpfen.

Auf Grund von Sprengungen, um die Tunnel zu erweitern, herrschte ein unausstehlicher Lärm, kombiniert mit einer Kälte, der sie bedingungslos ausgeliefert waren. Dies hatte zur Folge, dass all die Menschen wochenlang ohne Licht, Wärme, Essen und Schlaf lebten, während sie sich immer mehr Wunden zuzogen und jegliche Kraftreserven verbraucht waren, um dies zu überleben. Letztendlich starben Tausende unter Bedingungen, die wir uns nur schwer vorstellen können, da wir all das nicht am eigenen Körper erlebt haben. Dennoch kann man sich durch die Bilder und Filme, als auch durch das, was im Stollen übrig geblieben ist, besser in die Lage hineinversetzen, was uns verdeutlicht, dass so etwas nie wieder passieren darf.